Satellitengeodäsie

Satellitengeodäsie
Satellitengeodäsie,
 
Teilgebiet der Geodäsie, das sich mit Messungen zu künstlichen Erdsatelliten und deren geodätische Nutzung befasst. Eingesetzt werden bodengebundene und raumgestützte Messverfahren. Zu den Ersteren zählen räumlichen Richtungsmessungen und besonders Entfernungsmessungen mit Mikrowellen (GPS) oder Laserimpulsen (Laserdistanzmessung) sowie die Messungen von Entfernungsänderungen mithilfe des Doppler-Effekts (Doppler-Positionierung). Ein operationelles raumgestütztes Messverfahren ist die Satellitenaltimetrie, in Entwicklung befinden sich von Satelliten getragene Laserdistanzmesser und Schweregradiometer. Ebenfalls in Erprobung ist das Satellite-to-Satellite-Tracking als reine Raummethode.
 
Wichtigste Resultate der Satellitengeodäsie sind die räumlichen Koordinaten der Beobachtungspunkte und die aus Satellitenbahnanalysen hergeleiteten großräumigen (>1 000 km) Strukturen des Schwerefeldes und des Geoids. Ein globales Festpunktfeld wird seit 1989 durch den IERS (International Earth Rotation Service) vorgehalten (International Terrestrial Reference Frame, ITRF). Der IERS liefert für etwa 150 Beobachtungsstationen (Laserdistanzmessungen zum Erdmond und zu künstlichen Satelliten, Very Long Baseline Interferometry) die geozentrischen Koordinaten sowie die Geschwindigkeiten mit einer Genauigkeit von ± 1...3 cm beziehungsweise von ± 2...5 mm/Jahr (Plattentektonik); außerdem wird laufend die Orientierung der Erde im Raum (Polbewegung, Erdrotationsschwankungen) abgeleitet. Regionale Verdichtungsnetze dienen der Verbesserung bestehender und dem Aufbau neuer Landesvermessungen, sie werden überwiegend im Anschluss an das globale System mit der DGPS-Methode (DGPS) eingerichtet, z. B. der European Terrestrial Reference Frame 1989 (ETRF 89) und das hierin eingebundene Deutsche GPS-Referenznetz (DREF) 1991.
 
Die Methoden der Satellitengeodäsie (besonders GPS) werden zunehmend auch zur Einrichtung und wiederholten Vermessung von Kontrollnetzen in tektonisch oder vulkanisch aktiven Gebieten und damit zur Erfassung von geodynamischen Vorgängen (Erdbeben, Vulkanismus), aber auch für Vermessungsarbeiten bei Ingenieurprojekten und im Liegenschaftskataster sowie zur Orientierung photogrammetrischer Aufnahmen eingesetzt.
 
 
M. Schneider: S. (1988);
 G. Seeber: S. Grundlagen, Methoden u. Anwendungen (1989).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Raumfahrttechnik: Erdbeobachtung
 

Universal-Lexikon. 2012.

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